Körpersprache von Hund 

Was ist Körpersprache?

Die Körpersprache (body language) eines Hundes umfasst eine große Vielfalt an visuellen Verhaltensweisen, mit denen Hunde kommunizieren — sowohl untereinander als auch mit ihrer Umgebung.

Das Erkennen der Körpersprache von Hunden gibt dem Hundehalter wertvolle Einblicke, um Situationen zwischen Hunden besser einschätzen zu können. So können Konflikte rechtzeitig vermieden werden.

Hunde kommunizieren nicht nur über Verhalten, sondern auch über Geruch (smell) und Geräusche (sounds). In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Körpersprache der Hunde.

Kalmerende Signale (Calming Signals)

Als Turid Rugaas aus Norwegen in 2006 erstmals über „Calming Signals“ (kalmerende Signale) schrieb [1], war die Hundewelt begeistert. Endlich mehr Tiefe und praktische Ansätze, um das Verhalten zwischen Hunden besser zu beurteilen — ohne die Schlussfolgerungen aus Wolfsstudien übernehmen zu müssen.

Rugaas zeigte auf, dass Hunde Signale senden, mit denen sie in der Lage sind, Konflikte zu deeskalieren und Aggression zu stoppen. Laut ihr sind diese Signale sogar effektiver als bei Wölfen, da sie Aggressionen bereits verhindern können. Deshalb nannte sie diese Signale „kalmerende Signalen“ (calming signals).

Wirken kalmerende Signale wirklich beruhigend?

Eine Pilotstudie aus dem Jahr 2016 [2] gab den ersten wissenschaftlichen Ansatz, diese Behauptungen genauer zu untersuchen.

Haben diese sogenannten „Calming Signals“ eine kommunikative und deeskalierende Wirkung im Zusammenhang mit aggressivem Verhalten?

Welche kalmerende Signale gibt es?

Rugaas unterscheidet folgende kalmerende Signale:

  • Head turning (Kopf wegdrehen)
  • Softening the eyes (Augen weich machen): die Lider senken, um weiche Augen zu zeigen
  • Turning away (Wegdrehen des Körpers)
  • Lip/nose licking (Lippen-/Nasenlecken): Zunge herausstrecken und Nase oder Lippen lecken (siehe Foto)
  • Freezing (Bewegung einfrieren): Jede Bewegung stoppen, stehend, sitzend oder liegend

Am Ende des Artikels finden Sie eine vollständige Liste als PDF. Diese wird auch bei der Besprechung der Studienergebnisse verwendet.

Das „Splitting up“ — also den Körper zwischen zwei anderen Hunden zu platzieren — wurde in der Studie außen vor gelassen, da die Tests nur mit zwei Hunden durchgeführt wurden.

Wann und wie oft treten kalmerende Signale auf?

Wenn Hunde zusammen waren, gab es in 40 % der Zeit keine Interaktion. In dieser Zeit wurden auch nur wenige kalmerende Signale beobachtet.

In 18 % der Zeit gab es Interaktionen aus der Distanz, dabei wurden mehr Signale wahrgenommen.

In 42 % der Zeit gab es Interaktionen in Nähe (<1 Meter) mit einer Vielzahl von kalmerenden Signalen.

Häufig vorkommende Signale sind: Head turning, Lip/nose licking, Freezing und Turning away.

Schnüffeln am Boden (sniffing) und Gähnen (yawning) treten häufiger bei Interaktionen aus der Distanz auf (siehe Abbildung).

Auch macht es einen Unterschied, ob ein Hund mit einem bekannten oder unbekannten Hund interagiert. Mehr Signale werden bei Interaktionen mit unbekannten Hunden gezeigt. 

Das Lippenlecken tritt dagegen häufig bei bekannten Hunden auf.

Deeskalierend bei Aggression?

Aggressives Verhalten des gegenüberstehenden Hundes wurde nie von einem kalmerenden Signal des anderen Hundes eingeleitet.

In 67 % der Fälle folgte jedoch mindestens ein kalmerendes Signal als Reaktion auf Aggression, insbesondere bei unbekannten Hunden.

Wenn der Sender nach einer aggressiven Phase des anderen Hundes ein kalmerendes Signal zeigte, nahm die Aggression in fast 80 % der Fälle ab. Der andere Hund zeigte dann Verhalten, das auf der sogenannten „Aggressionsleiter“ niedriger eingestuft wird.

Shepherd hat 2009 diese „Aggressionsleiter“ (aggression ladder) beschrieben: Verhalten kann die Leiter hoch- oder heruntersteigen. Bleibt die Bedrohung bestehen, klettert das Verhalten nach oben. Wird ein kalmerendes Signal empfangen, steigt das Verhalten die Leiter hinab.

Nach Aggressionen sehen wir oft Freezing, Head turning, Turning away und das Verkleinern der Körpergröße (reducing body size) bei unbekannten Hunden. Bekannte Hunde zeigen oft Lippen- und Nasenlecken.

Zum Schluss

Die Pilotstudie hat erste Einblicke in die komplexe visuelle Kommunikation bei Hunden (Körpersprache) gegeben. Für stärkere Schlussfolgerungen ist weitere Forschung notwendig.

Es zeigt sich jedoch, dass die untersuchten Verhaltensweisen vor allem bei Interaktionen zwischen Hunden auftreten und somit eine Rolle in der Kommunikation spielen.

Zudem haben diese Signale eine deeskalierende Wirkung. Manche Signale werden mehr gezeigt, wenn die Aggression des anderen Hundes aktiv ist. Zeigt ein Hund keine Signale, entfernen sich die Hunde oft aus der Situation — auch wenn das kein „kalmerendes Signal“ im Sinne von Rugaas ist, führt es doch zur gleichen Entspannung: Der Abstand vergrößert sich und die Aggression nimmt ab.

Offen bleibt die Frage, ob kalmerende Signale tatsächlich Aggressionen verhindern können, wie Rugaas es behauptet. Dafür sind weitere Studien nötig. Wenn das zutrifft, wären Hunde noch effektiver in ihrer Kommunikation als Wölfe.

Nützlich für Hundehalter

Eine weitere Studie [3] von 2012 zeigt, dass Hundehalter oft die subtilen Signale ihres Hundes und anderer Hunde kaum wahrnehmen.

Wir hoffen, dieser Artikel trägt dazu bei, das Wissen und Verständnis für das Verhalten von Hunden untereinander zu verbessern — und so Konflikte zwischen Hunden zu reduzieren.

Zum Abschluss: Alle besprochenen Verhaltensweisen wurden bei freilaufenden Hunden beobachtet. In der Praxis ist das häufig anders. Deshalb raten wir vom Spielen und Treffen an der Leine ab.

Quellen:
[1] Turid Rugaas, 2006: On talking terms with Dogs: Calming Signals
[2] Chiara Mariti, 2016: Analysis of the intraspecific visual communication in the domestic dog (Canis familiaris): A pilot study on the case of calming signals.
[3] Mariti, 2012: Perception of dogs' stress by their owners.

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